Wenn man sich die Hype-Themen der letzten 12 Monate im Silicon Valley ansieht wird schnell klar, dass das Thema Mobilität „the next big thing“ werden dürfte bzw. schon ist.
Ob es neue oder neuartige Mobilitätsdienstleister wie Uber, Lyft & Co., Hersteller von Elektro-Autos wie Tesla, Faraday Future, Atieva oder Anbieter von Technologien für das autonome Fahren wie Cruise Automation, Zoox Inc. oder Drive.ai sind – alle diese Unternehmen haben Milliarden an Dollar von Investoren bekommen (mit der Ausnahme von Tesla, hier hat Elon Musk zunächst nur sein eigenes Geld investiert) um die Themen Mobilität, Elektro-Autos und autonomes Fahren weiter zu entwickeln und um mittelfristig viel Geld zu verdienen. Noch nicht berücksichtigt sind die Branchenschwergewichte wie z. B. Google oder Apple. Beides Unternehmen, die jeweils Milliarden in die Entwicklung elektrische angetriebener autonomer Fahrzeuge investieren.
Gibt es Autos nach dem Diesel?
Und wie sieht es in Deutschland aus – dem Mutterland des Automobils. Hunderttausende arbeiten in Deutschland in der Automobil- und Zulieferindustrie. Hier muss es doch Dutzende Firmen geben, die an der Zukunft des Autos arbeiten. Oder etwa nicht?
Und ebenso muss es doch eine beachtliche Anzahl an Ingenieuren geben, die sich auf ein Abenteuer einlassen und mit ihren Visionen das Automobil neu erfinden wollen.
Sucht man bei Google mit den Stichworten „automobil startup deutschland“ so findet man auf Platz 1 der Suchergebnisse einen Artikel von deutsche-startups.de aus dem Jahr 2012 zum Thema „Benzin im Blut“ – dies ist natürlich kein gutes Ergebnis. Die weiteren drei Nennungen sind aus dem Jahr 2014.
Und sucht man weiter findet man Firmen die sich mit Themen rund um das Auto beschäftigen. Es sind dies in der Regel Verkaufsplattformen bzw. Preisvergleichsportale (z. B. Tirendo, auto1.com für den Gebrauchtwagenhandel, Toroleo), Vermieter (Unu und eMio für Elektroroller, CarJump) und Parkplatzsucher (ParkTag).
Eine Änderung der Suchbegriffe auf „automotive startup deutschland“ ändert das Ergebnissen nicht signifikant.
Stellt sich nun die Frage: gibt es Startups in Deutschland, die ein echtes Elektro-Auto bauen? Wo sind die Entwickler, die sich um das autonome Fahren kümmern? Konsultiert man die einschlägige Presse findet man genau Null.
Woran liegt das?
Liegt es am fehlenden Mut?
Oder daran, dass man sich auf die etablierten Hersteller verlässt?
An den fehlenden Investitionen von VCs?
Fehlt es an den notwendigen Visionen?
Fehlt der Mut?
Dies ist etwas, was ganz Eindeutig mit NEIN beantwortet werden kann. In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele erfolgreiche Klein- und Mittelständische-Unternehmen. Mit so vielen Weltmarktführern in den unterschiedlichsten Industrien. Diese vielen Unternehmen würde es nicht mit der notwendigen Portion Mut geben.
Fehlen Investitionen von VCs?
Das Thema Venture Capital ist in Deutschland generell ein Anderes als in den USA. In Deutschland selbst wird nur ein Bruchteil dessen über VCs investiert im Vergleich zu dem, was in den USA üblich ist. Ein Beispiel: Im Jahr 2014 wurden in Deutschland fast 650 Mio. Euro an VC investiert. Und dies von über 100 in Deutschland ansässigen VC Firmen. In Uber alleine wurde in der Finanzierungsrunde im Dezember 2015 2,1 Milliarden US$ finanziert. Apple investierte in Didi 1 Mrd. US$. Diese Zahlen machen deutlich wie schwer es in Deutschland ist, Kapital für „verwegene“ und Risikobehaftete Investitionen zu bekommen.
Fehlt es an den notwendigen Visionen?
An Visionen oder Ideen hat es in Deutschland nie gemangelt. Und wenn man sich umhört gibt es genügend gute Ideen die es wert wären umgesetzt zu werden.
Verlässt man sich zu sehr auf die etablierten Hersteller?
Das Thema Automobil ist natürlich in Deutschland sehr prominent besetzt. Volkswagen (mit allen Submarken), BMW, Mercedes – das sind die Platzhirsche. Und das kann natürlich einschüchternd wirken. Da kommen dann so Aussagen, wie z. B. „wenn die das nicht machen, kann man damit kein Geld verdienen.“ Ob dies immer so richtig ist? Ist es nicht vielmals wichtiger eine gute Idee zu haben und keine „eingefahrene Organisation“ um flexibel und agil auf Herausforderungen reagieren zu können? Ist dies nicht auch ein Grund dafür, warum VW in Berlin einen „Startup-Center“ baut. Oder Audi Minderheitsbeteiligungen an Firmen (49%) eingeht, um das Thema Mitbestimmung nicht zum Hemmschuh werden zu lassen.
Und was lernen wir daraus?
Die größten Hemmschuhe sind die fehlenden VC Investitionen und das man sich zu sehr auf die etablierten Hersteller verlässt. Und hier müssen mehr Impulse durch die etablierten Hersteller kommen. Z. B. ein VC Budget für Autostartups oder Workshops um neue Ideen in die Unternehmen zu bekommen. Andererseits müssen aber auch mehr erfahrene Ingenieure den Mut aufbringen, einfach mal bei Null anzufangen.
Wer hilft mir, ein Elektroauto zu bauen?